Israel hat einen überaus ruhigen Versöhnungstag begangen. „Keine besonderen Vorkommnisse an Yom Kippur“, meldet die Polizei. „So ruhig und andächtig wie in diesem Jahr habe ich den Versöhnungstag in Jerusalem noch nie erlebt. Irgendwie lag ein heiliger Hauch der Versöhnung über der Stadt“, berichtet Israel Heute-Gründer Ludwig Schneider. Die israelischen Medien stürzen sich heute dann auch auf ein anderes Thema: Schweden will „Palästina“ als Staat anerkennen.
Schwedens neu gewählter Regierungschef Kjell Stefan Löfven hat am Freitag erklärt, sein Land werde das erste Mitglied der Europäischen Union sein, das „Palästina“ offiziell anerkennt. „Der Konflikt zwischen Israel und Palästina kann nur durch eine Zwei-Staaten-Lösung beendet werden, die in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht ausgehandelt wird“, erläuterte Löfven. Die Zwei-Staaten-Lösung erfordere gegenseitige Anerkennung und den Willen, friedlich nebeneinander zu leben: „Deshalb wird Schweden Palästina anerkennen.“
Löfven (57) ist Vorsitzender der schwedischen Sozialdemokraten. Der neue Ministerpräsident verfügt über wenig außenpolitische Erfahrung. Israelische Kommentatoren sind der Ansicht, seine Rede habe vor allem innenpolitische Gründe gehabt: Die Muslime sowie die Linken im Königreich, die ihn an die Macht wählten, gelten als Unterstützer der Palästinenser.
Widerspruch gab es vom israelischen Außenminister Avigdor Lieberman, der den schwedischen Botschafter einbestellte, um ihm eine Protestnote zu überreichen. Statt sich mit Israel und den Palästinensern zu beschäftigen, hätte der schwedische Regierungschef sich lieber um die wichtigen Angelegenheiten im Nahen Osten kümmern sollen, beispielsweise die täglichen Massenmorde in Syrien, im Irak und anderen Staaten der Region, betonte Lieberman. Kein Druck von außen könne direkte Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern ersetzen. Seit fast 20 Jahren verweigerten die Palästinenser ihre Zustimmung zu einer Friedensvereinbarung, so der Außenminister.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) begrüßte die schwedische Initiative. „Wir hoffen, dass weitere europäische Staaten dem schwedischen Vorbild folgen werden“, erklärte PLO-Exekutivkomitee-Mitglied Hanan Aschrawi. Nach PLO-Angaben haben bereits 138 Staaten weltweit „Palästina“ anerkannt, darunter Brasilien, Südafrika, Chile, Russland, der Vatikan, Argentinien, Indien und China. Die Europäische Union und die USA hatten dagegen bislang eine einseitige Anerkennung eines Palästinenserstaates abgelehnt und auf eine Verhandlungslösung gedrängt.
Foto: Leere Straßen in Jerusalem an Yom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag.
„Artikel mit Erlaubnis des israel heute Magazins, www.israelheute.com“.